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Adolf Oppermann: Renkbuchen in Dänemark, 1909 (Ausschnitt)

Die ausgeprägten Hängebuchen, die in Dänemark wildwachsend vorkommen, entsprechen eher der Tortuosa- oder vielleicht der Retroflexa- der Systematiker, als der eigentlichen Pendula-Form.
Versuche, Erfahrung und Beobachtung lehren uns indessen, dass die Abnormität des Mutterbaums bei der Nachkommenschaft in ganz anderer Gestalt auftritt, und am vorsichtigsten wäre es, bei dieser Fülle von Formen sie vorläufig unter einem gemeinschaftlichen Namen zu sammeln.
Die Renkbuchen sind zunächst als Rasse aufzufassen, die früher verbreiteter war, vor der regelmäßigen Forstwirtschaft aber und, bis zu einem gewissen Grade kann man sagen, vor  dem Buchenwalde hat weichen müssen. Im offenen Mischwalde früherer Zeiten fanden die breiten, teilweise kriechenden Formen leichter als im geschlossenen Bestand der Schattenhölzer das Licht, dessen sie bedurften, und am Rand der zahlreichen Seen, Teiche und Moore, die trockengelegt worden sind, hatten die Renkbuchen weit mehr Zufluchtsorte als heute.
Auch die Waldgrenze selbst war ihnen gewiß günstiger als heutzutage; sie sandte ihre Zungen in die Felder hinaus, hatte Platz für vereinzelte Bäume, Gruppen von Bäumen und Horste, und im östlichen Dänemark lag sie bis in die Mitte des 18. Jahrhunderts wahrscheinlicherweise oft ungefähr an demselben Orte, wo sie sich seit Jahrhunderten befunden, so dass der Bestand des Waldsaumes sich natürlich verjüngen und durch Qualitätswahl immer mehr Renkformen hervorbringen konnte.
Die Zerlegung der Gemeindefelder, die Einfriedung und der gewaltige Anbau von 1750 bis 1800 verursachten eine tief eingreifende Abänderung der Waldgrenzen, und die Forstmänner, die mit großem Eifer unproduktive Strecken unter Kultur zu bringen strebten, ließen Eiche und Nadelholz die vereinzelten und verkrüppelten Buchen ablösen. Die ausgeprägtesten Renkbuchen sind in den dänischen Wäldern selten geworden. Dies gilt jedoch nicht von den Zwischenformen.
Prof. Dr. h. c. Adolf Oppermann ( * 14.01.1851 + 15.11.1931 )
(Dieser Text stammt aus der Literatursammlung von Gerhard Dönig, Erlangen)

Prof. Dr. Friedrich Lange, 1974, Mitt.Dtsch.Dendrol.Ges. 67, 24-44 (Ausschnitt)

Die Süntelbuche (Fagus sylvatica L. var. Suentelensis SCHELLE) und ähnliche von unserer Rotbuche abweichende Wuchsformen sind bis zum ersten Weltkrieg durch das volkstümliche und das heimatkundliche Schrifttum sowie auch durch verschiedene Veröffentlichungen in den Mitteilungen der Deutschen Dendrologischen Gesellschaft stark beachtet worden und damit der Öffentlichkeit entsprechend bekannt gewesen. Am wirksamsten erwies sich damals wohl der Beitrag von FREIFRAU CL. v. MÜNCHHAUSEN (1911). Er löste eine Reihe interessanter Ergänzungen aus (HÖWE 1965, NEY 1912, v. SCHMIESING-KERSSENBROCK 1913). Im heimatkundlichen Schrifttum bleibt die Nachwirkung bis heute spürbar (WEHRHAHN 1910, WENDT 1913, PETERS 1927, THORMANN 1959).

Erstreckte sich das Interesse der Wissenschaft zunächst vor allem auf morphologisch-physiologische Bereiche und auf solche der Entwicklung, wie z.B. bei BRAUNS (1937), so sind neuerdings die Fragen nach den genetischen Grundlagen, nach der Herkunft und der Erhaltung der Süntelbuche und der ihr ähnlichen Wuchsformen (Renkbuche, Struppbuche usw.) mehr und mehr in den Vordergrund gerückt. Für Fragen der Erblichkeit besitzen die Arbeiten auf experimenteller Grundlage, wie sie vor allem nach 1930 publiziert worden sind (KRAHL-URBAN 1962 u. 1972; NEY 1912), ein besonderes Gewicht. So hat KRAHL-URBAN (1962) in der Fakultät Hannoversch-Münden Nachzuchtversuche durchgeführt, wovon eine Nachkommenschaft im Forstamt Bramwald erhalten geblieben ist. Ausserdem liegen beim Forstamt Deister II Angaben über Nachzuchten aus Bucheckern der Süntelbuche von dem ehemaligen Forstamt Lauenau vor (MEYER 1947). (.....)
Vielleicht hat die Vernichtung des letzten geschlossenen Bestandes an Süntelbuchen damal das allgemeine Interesse für den merkwürdigen Baum so geweckt, dass Einzelexemplare vor allem in Gutsparks, öffentlichen Anlagen (z.B. Bad Nenndorf, Bad Münder, Lauenau) einen Platz gefunden haben. Vor allem wurden von v. Münchhausen, Apelern, Einzelexemplare an befreundete, z.T. sehr entfernt wohnende Empfänger, z.B. nach Windischleuba bei Altenburg/Sachsen, verschenkt (v. MÜNCHHAUSEN 1911). Auffällig ist, dass die Süntelbuche neben der vielästigen Struppbuche mehrfach im Wiehengebirge, dort aber nur vereinzelt wachsend, nachgewiesen ist.

Ausländische Vorkommen wurden vor allem aus Frankreich, von Lothringen bis in die Champagne, aus Siebenbürgen, Jugoslawien und Dänemark (Seeland) registriert.
An kleineren Baumgruppen, die aus Erbversuchen resultieren, sind die aus dem Bramwald, aus Göttingen und schließlich die aus Nancy und Verzy bei Reims zu nennen. (.....)

Die Süntelbuche kommt nach einer 1973 abgeschlossenen Bestandsaufnahme im Süntel (Weserbergland) sowie an ihren sonstigen Wuchsorten in Westeuropa nirgendwo mehr in geschlossenen Beständen vor.
In den Jahren 1966-1971 wurden Süntelbuchen-Aussaaten mit Früchten von Mutterbäumen zweier verschiedener Vorkommen im Süntelgebiet vorgenommen. Nach Verpflanzung der verschulten Bäumchen in den Botanischen Garten Göttingen sind sie laufend morphologisch untersucht worden. Die Entstehung der typischen Süntelbuchen-Merkmale (Drehwuchs, Spannrückigkeit, Knie-oder Knickwuchs, Schlingenbildung und Hängeform) ließ sich aus Form, Anordnung und Entfaltung der Knospen und Langtriebe deutlich machen.

Eine spontan auftretende Blutform unter den Sämlingen hat in den bisherigen sieben Entwicklungsjahren eindeutig die Mermale einer Süntelbuche ausgebildet.
Hinsichtlich der Erblichkeit ergaben sich Hinweise auf genetische Uneinheitlichkeit und Mannigfaltigkeit der Gene im ursprünglichen Heimatgebiet der Süntelbuche am Nordosthang des Süntels.
(Aus der Literatursammlung von Gregor Kuhn, Bad Münder)



Gerhard Dönig, Die Park- und Gartenformen der Rotbuche - Fagus sylvatica L. , 1994 (Ausschnitt)

Unter dem Oberbegriff Tortuosa wurden im Laufe der Zeit verschiedene, meist etwas von einander abweichende Formen mit sich windenden Ästen, beschrieben. (.....)
Häufig findet man Tortuosa-Sämlingspflanzen und deren Nachkommen, beispielsweise aus dem Süntel oder aus dem Forst von Verzy, die im Aussehen von einander abweichen, jedoch stets als Süntelbuchen oder als Fagus sylvatica Faux de Verzy bezeichnet werden.

Süntel-Buchen - großwachsend
Faux de Verzy - Formen - kugelförmig, kleiner
Skandinavische Formen:
Typ Fasanbogen - Hänge-Kegel-Form, gedrungener, nicht gerader Stamm, Äste bogig hängend
Typ Londal - Kurzer, dicker Stamm, horizontaler, sich leicht schlängelnder Astverlauf mit knorrigen Astformen

Beschreibung [der Tortuosa-Arten]
Im Habitus deutlich von allen anderen Wuchsformen zu unterscheiden. Meist gedrehte, zickzackförmig verlaufende Äste und kugelartige (besonders bei Faux de Verzy), kegelartige Krone bei Fasanbogen, bis struppige Kronen (bei Süntelbuchen). Wuchs gesund und kräftig. Die größten Kronen erreichen in Höhe und Durchmesser die Süntelbuchen - alle anderen Formen sind von deutlich schwächerem Wuchs.
Blätter dunkelgrün, derber und fester, glänzend bis stumpf; am Spreitenrand leicht gewellt.
Bei einigen Formen wie bei Jaegerspris sitzen beiderseits des Blatt-Stengelanfangs nierenförmige lilafarbene Blättchen (Stiel-Öhrchen), die unterseits jedoch völlig grün sind.
Im Forst von Verzy gibt es Formen mit abweichenden Blättern wie z.B. am Rand deutlich gezähnt oder eher oval, dabei mit derber Spreite und dicken Nerven.
Fruchtbecherform: tulpenförmig, stahlgrün behaart, besonders bei den skandinavischen Formen.

[Weitere abweichende Formen o. Einzelbäume]
Fagus sylv. Remilyensis , Remily - Hängebuche
Fagus sylv. Pagnyensis , Pagny - Hängebuche
Fagus sylv. Retroflexa , Koller - Buche
Fagus sylv. Bornyensis , Borny - Hängebuche
Fagus sylv. Horizontalis , Großflächige Buche
Fagus sylv. Tabuliformis , Tafelbuche
Fagus sylv. Umbraculifera
Fagus sylv. Conglomerata
Fagus sylv. Arcuata
Fagus sylv. Tortuosa Purpurea , Rotblättrige Süntel-Buche
(.....)                                                                                                                                        [zu den Pendulas:]
Abschließend kann vermutet werden, dass diese Pendula-Formen, wohl auch unterschiedlich im Habitus, aus dem vielgestaltigen Tortuosa-Bereich stammen. Vergleiche hierzu die Pendula-Form bei van den Oever und die Darstellung Hetre monstrueux von Carriere, 1864. Ähnliche Habitus-Formen, jedoch gedrungener, sind bei den Remillyensis-Exemplaren zu finden.


 
   
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